
Ein Haus voll Leben
architekturGebaute Gemeinschaft
Die Architektur des Hauses ermöglicht das Teilen von Räumen, Kommunikation zwischen den Bewohner*innen und eine Infrastruktur für Nachhaltigkeit. Wie geht das?
Im Wohnprojekt Wien kennen sich alle – das Haus ist das Gegenteil von einem anonymen Wohnblock. Das liegt unter anderem daran, dass die Bewohner*innen das Gebäude zusammen gestaltet haben. In einem partizipativen Planungsprozess mit dem Architekturbüro einszueins konnten sie bei den Gemeinschaftsflächen, den individuellen Wohnungen und bei den Allgemeinflächen mitentscheiden.
Insgesamt hat das Haus 39 individuelle Wohneinheiten, in denen Familien, Singles, Paare und Wohngemeinschaften leben. Bei der Planung des Hauses lag der Fokus auf einer ressourcenschonenden Bauweise und einer effizienten Energieversorgung. Außerdem gibt es eine gewisse Infrastruktur, die ein nachhaltiges Leben erleichtert. Das sind beispielsweise eine Lebensmittelkooperative, ein großer Fahrradabstellraum samt Werkstatt, ein Nachbarschaftsgarten, ein geteiltes Elektro-Auto und Lastenräder. Dazu hat sich unter den Bewohner*innen eine "Tauschkultur" für Dinge des Alltags entwickelt.
Damit der individuelle Verbrauch von Wohnfläche klein bleibt – was einen Einfluss auf die ökologische Nachhaltigkeit hat – gibt es im Haus viele Gemeinschaftsflächen, die geteilt werden: Kinderspielraum, Gemeinschaftsküche, Bibliothek, Meditationsraum, Dachgarten, Partyterrasse, Gästeapartments und ein großer Fahrradabstellraum. Es sind insgesamt 700 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen.
grätzelFrüher Bahnhof, heute Nachbarschaft
Im Nordbahnviertel stand einst einer der schönsten Bahnhöfe Wiens. Nun wächst hier ein neuer Stadtteil – und das Wohnprojekt Wien liegt mitten drin.
Mitten in Wien, in der Leopoldstadt, liegt das Nordbahnviertel – ein junger Stadtteil, der gerade im Aufbau ist. Hier ist vieles anders als in der bestehenden Stadt ein paar hundert Meter weiter: das gesamte Viertel ist verkehrsberuhigt und hat viele Grünflächen wie den Rudolf-Bednar-Park und die "Freie Mitte", eine einzigartige urbane Wildnis. Die "Hauptstraße" ist die Bruno-Marek-Allee, auf der die Straßenbahnlinie O verkehrt und sich viele junge Geschäftstreibende angesiedelt haben. Das Wohnangebot ist – typisch für Wien – sehr durchmischt: von geförderten Wohnbau bis hin zu frei finanzierten Flächen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Und es gibt neben dem Wohnprojekt Wien zwei weitere, sehr spannende gemeinschaftliche Wohnprojekte, nämlich Die Hauswirtschaft und die Kohlerutsche.
Bis 2030 soll das Nordbahnviertel fertig sein
Das neue Viertel ist auf viel Geschichte gebaut: Bis zur ersten Donauregulierung in den 1870er Jahren war das Gebiet ein weitläufiges Augebiet. Nach der Trockenlegung entstand einer der wichtigsten und schönsten Bahnhöfe der Donaumonarchie, wo Kohle- und Gütertransporte zwischen Mähren, Schlesien, Galizien und Wien abgewickelt wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurden ab 1943 mehrere tausend Jüdinnen und Juden vom Nordbahnhof aus in Konzentrationslager deportiert. Bis 1978 war der Bahnhof in Betrieb. Im gleichen Jahr begannen die städtebaulichen Planungen für das 85 Hektar große Gebiet. Bis 2030 soll das Viertel fertig gestellt sein und dann Wohn- und Arbeitsraum für 20.000 Menschen bieten.